"Eine Malerin und ihr Modell"
Sie öffnete die Tür und ließ mich ein wie immer.
»Zieh dich aus«, sagte sie. Nicht barsch, nicht unfreundlich, aber auch nicht interessiert, in
keiner Weise gefühlvoll oder einfühlsam. Sie sah mir nicht zu. Ich hätte gar nicht hinter
den Wandschirm gehen müssen. Ich hätte mich genausogut direkt vor ihr ausziehen können.
Als ich nackt war, ging ich zu dem Stuhl, auf dem ich die letzten Male
gesessen hatte, ein unbequemer, gerader Stuhl, der mich zwang, gerade und aufrecht zu sitzen, auch wenn
ich müde war und sie mich stundenlang in einer Position verharren ließ, die meines Erachtens
nichts mit Natürlichkeit zu tun hatte. »Nein!« sagte
sie plötzlich energisch. Sie sah knapp an mir vorbei, als ich mich umdrehte und zu ihr
hinüberblickte. »Leg dich hin. Da steht ein Sofa.«
Jetzt, da sie mich darauf aufmerksam machte, sah ich es. Es war zuvor
nie dagewesen. Sie mußte es neu besorgt haben. Es war ein altertümliches Sofa, eher eine
Chaiselongue, kein besonderes Stück, weder antik noch neu. Es sah eher aus, als sei es ausrangiert
worden. Die rötliche Farbe war schon etwas verblaßt und das kleine weiße
Blümchenmuster darauf hatte sich farblich fast schon an die Umgebung angepaßt. Es wirkte
undefinierbar, ausdruckslos. Kein Charakterzug seiner Besitzer außer vielleicht deren
Spießigkeit hatte sich darin eingegraben. Und auch jetzt erfüllte es wieder nur eine
Funktion, so, wie es sie vielleicht schon die letzten 50 Jahre in irgendeiner Wohnküche
erfüllt hatte. Sie wurde ungeduldig. »Was ist?« Ich
merkte an ihrer Stimme, daß ich ihr heute besser nicht widersprach. Das gefiel ihr nie, aber
manchmal ignorierte sie es einfach und ich konnte es mir leisten, gegen die eine oder andere Position zu
protestieren, wenn sie mir allzu unbequem erschien. Heute würde sie keinen Widerspruch dulden.
»Leg dich endlich hin.« Ich sah sie fragend an und legte
mich flach auf den Rücken. Sie schüttelte unwillig den Kopf. »Nicht so! Leg dich auf die
Seite und stell ein Bein auf. Ich möchte deinen Bauch sehen.«
Ich wußte, es war sinnlos, aber ich wagte es trotzdem.
»Magst du meinen Bauch denn?« fragte ich. Sie sah gar nicht
zu mir hin, sondern maß irgendeinen Abstand auf der Staffelei mit Hilfe eines Pinsels und
zusammengekniffener Augenbrauen. Sie hielt den Pinsel zwischen sich und die Leinwand und bewegte ihn ein
bißchen von links nach rechts. »Du weißt, daß ich deinen Körper mag. Sonst
würde ich ihn nicht malen«, erwiderte sie abwesend. Mehr
würde ich von ihr heute nicht bekommen, das spürte ich, aber ich wollte noch nicht aufgeben.
Manchmal konnte ich sie mit meiner Hartnäckigkeit zu einer fast menschlichen Reaktion provozieren.
»Was magst du an meinem Körper?« fragte ich wie schon mindestens ein Dutzend Mal.
Sie war zu abgelenkt, zu sehr mit der Planung ihres Bildes, den
Abständen auf der Leinwand beschäftigt, um sich wegen der Wiederholung zu echauffieren.
»Deine Rundungen«, erklärte sie knapp. »Du hast Formen. Im Gegensatz zu den meisten
jungen Mädchen heutzutage. Die könnte ich nicht malen. Da würden ja vier Striche reichen.«
Sie sah immer noch nicht zu mir hin. Ich wollte, daß sie
mich ansah. »Liege ich so richtig?« fragte ich deshalb. Sie
sah halb gestört in meine Richtung. »Aber so doch nicht!« Verärgert warf sie den
Pinsel auf die Staffelei und stellte ihre Bemühungen, die Abstände festzulegen, für den
Moment ein. Mit großen Schritten kam sie zu mir herüber. Der halblange Malerinnenmantel wehte
hinter ihr her, als ob er ihr kaum folgen könnte. Mit einer Hand griff sie an meine Hüfte und
zog sie mit festem Griff nach vorne. Sie war nicht direkt grob, aber ich hätte mir das Ganze auch
etwas sanfter vorstellen können, zärtlicher. Aber das kam ihr gar nicht in den Sinn. Sie fuhr
jetzt mit der Hand über meinen Bauch, der für einen Moment versuchte, sich in ihre
Innenfläche zu schmiegen. Dann schob sie ihre Hand zwischen meine Beine und zog sie leicht etwas
auseinander, um sie besser zu drapieren. Sie strich über die Innenseiten der Schenkel bis zum Knie
hinunter und zog dort ein bißchen, schob hier ein wenig. Zum Schluß nahm sie den
Knöchel des nun oben liegenden linken Beines und stellte den Fuß so auf, daß mein Knie
in die Luft zeigte. Es war eine sehr erotische Position. Der Blick
zwischen meine Beine war völlig freigegeben, und obwohl ich schon die ganze Zeit über nackt
war, fühlte ich mich erst nun endgültig entblößt. Dennoch durchliefen mich immer
noch wohlige Schauer vom Reiz ihrer Berührungen. Obwohl alles nur dem einen Zweck diente, mich
richtig zu positionieren, hatte das Streicheln ihrer Hände mich erregt. Ich sah es an meinen
Brustwarzen und spürte es zwischen meinen Beinen. Mochte sie wirklich nur meinen Körper als
Modell? War ich nur eine Vorlage für sie, ein rein funktionales Objekt? Hatte eine Frau, wenn sie
sich vor ihr entblößte, nur diese eine Bedeutung für sie? Ich dachte an ihre
streichelnden Hände und es erregte mich erneut. Ich schloß die Augen.
»Laß das!« sagte sie. »Schau mich an.« Ich
öffnete die Augen wieder und blickte zu ihr auf. Sie stand vor dem Sofa und begutachtete ihr Werk
mit kritischem Blick. »Gut«, sagte sie. »Bleib so.«
Sie drehte sich um, um zu ihrer Staffelei zurückzugehen. Nach dem
ersten Schritt stockte sie. Ganz kurz drehte sie sich auf dem Absatz um und kam noch einmal zum Sofa
zurück. Ihre Hand senkte sich auf meinen Po nieder und strich langsam in Richtung Oberschenkel. Sie
veränderte meine Position nicht. Ich hätte beinahe aufgestöhnt vor so viel
plötzlichen Entzücken. Dann drehte sie sich wieder um und
war mit drei Schritten an ihrer Staffelei. Fast verschwand sie dahinter.
Was war das gewesen? So etwas hatte sie bis jetzt noch nie getan.
Hatte sie vielleicht doch Gefühle? Kannte sie meine Sehnsucht und
war sie ihrer ähnlich? Konnte es sein, daß auch sie mich begehrte so wie ich sie? War der
Körper als Objekt malerischer Begierde doch nur ein Vorwand, der ganz anderen Zwecken diente, auch
wenn ich das bis jetzt noch nie gespürt hatte? Ich wußte es nicht, doch ich würde es
herausfinden. »So ist es besser«, sagte sie, als wollte sie
bewußt davon ablenken, was soeben vorgefallen war, ohne es zu erwähnen. »Jetzt liegst du
richtig.« Na, das würden wir noch sehen!
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