"Die Antithese zur Hippiekultur" Barney Hoskyns
(Hannibal Verlag)
Angewidert und angeekelt von der ach so heilen, aber zutiefst verknöcherten, verlogenen Welt der protzenden Heterowelt der Hippies, zogen einige englische Jungs Anfang der 70er Jahre aus, um ihre anarchistische und subversive Lebenseinstellung in Form innovativer Musikkultur zur Schau zu Stellen – dem Glamrock! In den Clubs von London etablierten sich allmählich in Frauenkleidern aus Glitzer und Federn, übertrieben geschminkte mit überdimesional hohen Plateauschuhen ausgestattete Bands, die zusätzlich durch theatralische Posen und schnippisches Verhalten ihre Garderobe unterstrichen. Was anfangs noch ein kleiner Kreis praktizierte, änderte sich schlagartig, als sich Marc Bolan schließlich mit seiner ex Hippie Band T. Rex bei der "Top of the Pops" Show im Fernsehen in einem solchen flippigen Outfit und stark bemaltem Gesicht zur Schau stellte. Im Nu waren die Teenager, aber auch manch ein frustrierter Erwachsener, Feuer und Flamme für diesen neuen Stil. Der "kosmische Rock", wie Bolan den Sound des Glam Rock nannte, war eine Vereinigung von schrillen, exaltierten, pompösen und frischen Klangbausteinen. Als Väter des Glam kann man Bolan und Bowie (Ziggy Stardust)gleichzeitig auf eine Ziellinie setzen, weil beide zur selben Zeit, aber getrennt, an einer Mutation des Rock arbeiteten. Bands, wie "Mott The Hoople", "Cockney Rebel", u.va. gesellten sich wenig später dazu. Nach kurzer Zeit war auch das offene New York vom tuntenhaften Nebelschleier umhüllt und zog Iggy Pop, Lou Reed und die ganze Factory von Warhol in seinen berauschenden Ludwig XIV. Bann. Mit dem Ende der siebziger Jahre, fand auch die Hochblüte des Glam Rock ein solches und der derbe Punk war geboren, mit dem sich Iggy Pop wirklich richtig austoben konnte, weil er sich im Glam nie wohl fühlte, hatte er doch schon Ende der sechziger diesen extrem brachialen Musikstil erfunden. Nur war die Zeit offenbar für ihn noch nicht reif.
Auch heute noch verneigen sich Bands, wie "Prince/Symbol" oder "Suede" vor der Zeit der bunten Vögel. Über diese leuchtenden Jahre hat der britische Journalist Barney Hoskyns, selbst ein Kind des Glam, Geschichten, Informationen und Meinungen jener Zeit sehr fürsorglich notiert, um uns heute auf eine sehr anschauliche, aufschlußreiche und mitreißende Zeitreise schicken zu können. Dieses mit Freude zu lesende Buch namens "Glam Rock – Bowie, Bolan und die Glitter-Revolution" ist im Hannibal Verlag erschienen und in jedem guten Buchladen erhältlich.
Du willst diese Online-Zeitung mitgestalten? Schick mir Deine Gedichte, Kurzgeschichten, CD-Kritiken, Buchbesprechungen - oder vielleicht ganz was Neues? Erlaubt ist, was Spaß macht und keinen kränkt oder geschmacklos ist.