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Annette Scheller

Nachtgedanken

Klein und hilflos fühle ich mich
Wie ein Kind
Gedemütigt und zurückgestoßen
Als wäre ich niemals erwachsen geworden
Doch.....

Lena lag ausgestreckt auf ihrem Bett. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, blinzelte sie in das dämmrige Licht der Nacht. Seine Gitarre an der Wand konnte sie nur erahnen.
Sie lag ganz still und lauschte auf wundersame Gedankenklänge, die in ihr nach hallten.
Ich fühle mich heute verbunden mit ihm, wie seit meiner Kindheit nicht mehr, dachte sie und lächelte wehmütig. Nicht mehr so ganz wie ein Baum ohne Wurzeln.
Erst am Morgen dieses Weihnachtstages, an dem er vor neun Jahren verstorben war, hatte sie sich zugestanden, in seinen Tagebüchern zu lesen. Sie hatte nicht erwartet, dass sie in ihnen seine ganze Liebe finden würde, die sie verloren glaubte, vergraben, verdrängt.
Seit ihrem zwölften Lebensjahr strahlte er so viel Unerbittlichkeit, Gefühllosigkeit aus. So unendlich viel, bis sie glaubte, er liebe sie nicht mehr. Wie trügerisch!
Lena vergaß ihre eigene Ablehnung, die sie die ganzen Jahre wie ein Schutzschild vor sich her getragen hatte.
"Wie lange so etwas dauern kann", murmelte sie.
Und dann ließ sie sie zu, die Erinnerungen. Zuerst brennende, wie seine ehemals zuschlagenden harten Hände auf ihren Wangen. Schneidende, wie seine verletzenden, schreienden Worte, die sich tief in ihre Seele brannten.
Lena wischte sich erste, verloren geglaubte Tränen aus den Augenwinkeln.
Musste es auch heute noch so weh tun?
Irgendwann vergaß er das Gute im Menschen und bezog mich mit ein, ging es ihr durch den Kopf. Vielleicht werden mir die restlichen Tagebücher verraten, warum das so war.
So bemerkte ich zum ersten Mal die Fehler meines geliebten Übervaters. Meine glückliche Kinderzeit war zu Ende.
Ich lernte ihn hassen, dabei liebte ich ihn.
Ich hasste ihn, ich liebte ihn, ich hasste ihn...... Ein zermürbendes Wechselspiel begann.
Eine traurige Erkenntnis.
Die Vergangenheit hatte Lena eingeholt, hielt sie fest.
Im Rückblick erschien sie ihr wie ein Augenblick.
Als der Mond sie durch das Fenster unergründlich anlächelte, die Gitarre in blasses goldbraunes Licht hüllte, sah sie sein lächelndes Gesicht vor sich, wie sie es aus ihrer Kinderzeit kannte, hörte seine warme Stimme, seine tröstenden Worte, sein lautes, dröhnendes, ansteckendes Lachen, spürte seine starken Arme, in die sie sich kuschelte, spürte wieder die Geborgenheit, die seine Nähe ihr gab. Mein Vater, dachte sie. Die erste große Liebe meines Lebens.
Was er wohl zu meiner letzten großen Liebe, meinem Enkel und seinem Urenkel Justin gesagt hätte, der aussah wie er auf den alten Babyfotos und der heute, an seinem Todestag, seinen ersten Geburtstag unter dem bunt geschmückten Weihnachtsbaum feierte?
Ob uns das versöhnt hätte?
Und endlich, endlich wusste Lena:

Die kindliche Liebe in mir
Erwachsen und stark
Verdrängt alle Hassgefühle

Nur die Liebe bleibt.

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