Herbst der Nachkommen
Ilse Bachl
Der Sommer... für die Familie Schaufler aus Steyr ist dies die Zeit, ehe die Nationalsozialisten auch in Österreich an die Macht kommen. Eine Zeit der sozialen Nöte und der inneren Zerrissenheit ist es für das Land. Bürgerkrieg... die Familie Schaufler ist mittendrin. Als alles vorbei ist wird Wilhelm Schaufler verhaftet. Seine Frau Wilhelmine muss sehen, wie sie mit den beiden Töchtern Edith und Helga zurechtkommt. Der Vater kommt alsbald wieder frei, bekommt wirtschaftlich jedoch keinen Fuß auf den Boden. Zu tief sitzt auch die Enttäuschung darüber, dass er mit seinen Zielen und Träumen von sozialer Gerechtigkeit letzten Endes gescheitert ist.
Erzählt wird die Geschichte der beiden Töchter. Edith und Helga sind sehr verschieden, doch ihr Leben steht ein Stück weit für das vieler Frauen, die im Österreich nach dem "Anschluss" aufwuchsen. Beide versuchen ihren Weg zu finden, doch der ist durch ihr soziales Umfeld, die Religion und auch durch die Unfähigkeit zum Sprung über den eigenen Schatten (vieler) vorgeprägt.
Edith - ganz das BDM-Mädel, das sie wird - geht nach Brandenburg um dort ihr Pflichtjahr abzuleisten. Als sie zurück in die Heimat kommt, reißen die turbulenten Entwicklungen ihrer Zeit sie mit und bestimmen die Entwicklung der beiden Schwestern. In der Kriegszeit wird so mancher Grundstein gelegt, der später zum Mühlstein zu werden droht. Glück gibt es, gebrochene Herzen und das Bemühen, es diesem oder jener recht zu machen.
Der "Herbst der Nachkommen" ist ein Roman, in dem das leben zweier Frauen in den 30'er, 40'er und 50'er Jahren geschildert wird. Ihre Hoffnungen, Sorgen, Nöte und Ziele. Kompromisse und geplatzten Träume.
Ich habe das Buch im Prinzip sehr gerne gelesen, weil man wirklich viel über Land und Leute erfährt. Das "im Prinzip" enthält eine Einschränkung, denn die Autorin macht dem Leser das Lesen nicht immer leicht. Viele äußere und innere Entwicklungen werden berichtet, nicht anhand von Ereignissen und Handlungen gezeigt. Ein Beispiel aus Ediths Zeit im sorbischen Spreeland: "An die fremde Sprache, die dem polnischen gleicht, hat sie sich bereits gewöhnt. Sie versteht die Menschen, aber die flache, wenn auch reizvolle Landschaft, unterscheidet sich zu sehr von der Heimat." (Seite 27). Edith war viel unter den Menschen in der Gegend, dass sie sorbisch gelernt hatte erfährt man so erst beiläufig. Sie hatte immerhin einen Spion enttarnt (wenn auch mehr oder weniger versehentlich). Dass sie Sorbisch spricht, erfahren wir so nur beiläufig, obwohl das Erlernen der ihr fremden Sprache ohne regulären Unterricht sicherlich nicht einfach gewesen sein kann. Eine Möglichkeit, die Handlung lebendiger zu schildern, wurde hier verschenkt.
Diese handwerkliche Schwäche zieht sich leider durch das gesamte Buch. Das ist sehr schade, weil im Prinzip "großer Stoff" erzählt wird. Wie schön wäre es, wenn die Autorin den Leser oder die Leserin die Erlebnisse miterleben ließe anstatt nur von ihnen zu erzählen. Der Unterhaltungsfaktor - aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Gesichtspunkt - leidet darunter leider.
Wem kann ich das Buch empfehlen. Wie gesagt, ich selbst habe es im Prinzip sehr gerne gelesen. Wer gut unterhalten werden möchte und nebenbei etwas über Land und Leute zu einer bestimmten Zeit erfahren will, dem kann ich zu diesem Buch nicht raten. Wer an der Steiermark interessiert ist, am Leben und Erleben der Menschen in der Zeit vor, während und nach dem Krieg, wird mit diesem Buch sicherlich zufrieden sein können.
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Dieses Buch wurde empfohlen von Roland Richter
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