- Neuer Satireband von Theodor Much zielt auf religiösen Fundamentalismus.
- Gegen Intoleranz Aberglaube und Leichtgläubigkeit.
Wenn es heute um jene Phänomene geht, die man mit den Begriffen Dummheit, Leichtgläubigkeit und religiöser Fundamentalismus bezeichnet, greift das Denken oft viel zu kurz und reduziert sie auf jene Gruppen, die diesbezüglich am lautesten und aggressivsten auf sich aufmerksam machen. Theodor Much, der bekannte Autor, Facharzt und Präsident der Or Chaddasch-Bewegung für progressives Judentum in Wien, zeigt dagegen, wie nahezu jeder Mensch zumindest kurzfristig Gefahr laufen kann, der Dummheit gegenüber der Logik den Vorzug zu geben.
Vordergründig harmlos
Muchs Geschichten, die leichthin und vordergründig harmlos daherkommen, sparen also niemanden aus, egal, ob es sich um buchstabentreue Fundis handelt, die an eine Erschaffung der Welt in sechs Tagen beziehungsweise an deren Alter von nunmehr 5766 Jahren glauben, oder um unseren Wunsch nach ewiger Schönheit oder Unsterblichkeit, dem zahlreiche Opfer vor allem in Form von Geld gebracht werden. Sorgen um Muchs Leben und Gesundheit muss man sich dennoch keine machen, die "üblichen Verdächtigen" kommen in seinen dreizehn Erzählungen nicht vor, weil der Autor lieber denen was geigt, bei denen er sich bestens auskennt, also etwa bei den jüdischen und christlichen Orthodoxen, die wissenschaftliche Erkenntnisse in Abrede stellen, auch wenn auf Grund der Beweislage kein vernünftiger Mensch an ihnen zweifeln kann. Oder eben u. a. jenen Menschen, die ihre Leichtgläubigkeit ohne jegliche Not zu Patienten macht.
Manche dieser Geschichten sind äußerst komisch, bei anderen könnte einem das Lachen vergehen wie etwa im Fall "Also sprach Ovadia – Plädoyer eines Bewunderers des greisen (ehemaligen sephardischen Oberrabbiners von Israel und Anführers der Shas-Partei in Israel) Ovadia Josef für dessen erhabene, zutiefst humanistische Lehren", auf dessen viele furchtbare Aussagen (wie etwa die, Auschwitz sei die Strafe für sündige Juden gewesen) auch Richard Chaim Schneider in seinem berührenden Vorwort zu diesem Buch eingeht.
Humor als Waffe
Und wieder andere Geschichten, wie etwa jene "Zur Lage der Nation – Weisheiten eines göttlich inspirierten Präsidenten", der die Evolutionslehre Darwins zur Blasphemie erklärt und daher verbietet sowie stolz darauf ist, den Klimaschutzvertrag nicht unterschrieben zu haben, weil das Polschmelzen doch ein Segen für die vielen Trockengebiete der Erde sein werde, sind die aktualisierte Version des Spiegels, den Till E. der Welt vorhält. So ist sie und wird dennoch viel zu selten auch so begriffen. Und schließlich gibt es die aus der "überbordenden kreativen Fantasie" entstandenen Geschichten, die Hubert Feichtlbauer in einem weiteren Vorwort lobt. Vor allem aber zeigt uns Much, wie Schneider schreibt, wie man sich der urjüdischen Waffe des Humors und der Selbstironie bedient. Denn es geht schließlich "um die Bewahrung der menschlichen Vernunft. Dafür lohnt es sich zu kämpfen". Mit mehr als einem Schmunzeln.
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