Zeit – Zwischen Augenblick und Ewigkeit Herausgeber: Frohberger/Hadjieff
“How long a time lies in one little word”
(Shakespeare, Richard II., iii, 213)
…und, Shakespeare weiter gedacht, wie viel Zeit erst liegt in den vielen Wörtern, die die Autorinnen und Autorinnen der gleichnamigen Anthologie für ihre Texte gebrauchten?
Nach „Terror“ und „Frieden“ haben wir nun wieder Gelegenheit, uns mit Herausgeber Marco Frohberger (und Mitherausgeber Dieter Hadjieff) auf Spurensuche zu begeben. 31 Autorinnen und Autoren versuchen, in Texten der unterschiedlichsten Genres, mit ihrem Gefühl und ihrem Verständnis von Zeit das große Geheimnis der Zeit „zwischen Augenblick und Ewigkeit“ zu lüften.
Wir finden viele Texte, die sich mit „Zeitverlust“ beschäftigen, einem Thema, das uns anscheinend alle immer sehr bewegt – und beängstigt. Was passiert mit uns, wenn wir uns plötzlich mit dem „Ende unserer Zeit“ konfrontiert sehen, wenn wir Abschied nehmen müssen (in der Realität durch unheilbare Krankheit, durch das „Sterben“ von Beziehungen, in der Erkenntnis, dass wir entweder die uns zur Verfügung stehende Zeit nicht oder „falsch“ genutzt oder schlicht nicht genügend gelebt haben, wenn wir erkennen, dass wir Zeit „verschwendet“ haben, indem wir falsche Prioritäten gesetzt haben; aber auch in (Alb-)Träumen, in denen wir aber beim und durch das Aufwachen nur zu den gleichen erschreckenden Erkenntnissen kommen)?
Was bleibt, am Ende, ist der Grundtenor fast aller Texte: das Gefühl, dass Zeit ein kostbares Gut ist, ein Geschenk, ein Heiligtum beinahe, das es zu bewahren und zu beschützen gilt, da am Ende eigentlich immer zwei Dinge stehen: das Altern und der Tod, auch der selbst gewählte. Die jedoch scheinen zeitlos, und in den seltensten Fällen „überwindbar“. Und auch das scheint uns Angst zu machen. So bleibt zum Schluss auch das unterschwellige, mulmige und manchmal etwas schale Gefühl, nämlich dass wir die Zeit für uns zu nutzen müssen, für uns zu leben, lebbar zu machen, da wir mit der uns geschenkten Zeit eine große Verantwortung tragen: diese mit Inhalt zu füllen, mit Leben.
Lassen sich einmal gemachte Fehler in unserer Zeit wieder gut machen? Können wir bestimmte Dinge, Ereignisse, wiederholen oder gar besser machen? Bekommen wir die Chance auf Neuanfang nach Erkenntnis? Ist Tod tatsächlich „das“ Ende? Gibt es nicht doch Zeitsprünge, Zeitverschiebungen?
All diese Fragen und noch viele mehr tauchen in den Texten von „Zeit“ auf. Die Geschichten sind anrührend, traurig, fröhlich, manchmal spannend, manchmal rührselig, manchmal banal und pragmatisch - genauso wie wir selbst, wenn wir in den Spiegel unserer eigenen Zeit blicken.
Nehmen Sie sich die Zeit, dies Buch zu lesen. Versuchen Sie, dem Wesen Ihrer Zeit auf den Grund zu gehen. Sie werden es nicht bereuen. Und Sie werden es nicht als vertane Zeit empfinden, Sie werden schmunzeln und die Stirn runzeln, einen manchmal verträumten und manchmal entrüsteten Gesichtsausdruck bekommen, manchmal den Kopf schütteln und manchmal schelmisch blinzeln. Und vielleicht werden Sie am Ende des Buches wie Michael Ende feststellen „Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit…“
Oder etwa nicht?
Hier bestellen:
Marco Frohberger, Dieter Hadjieff (Hrsg.): „Zeit – Zwischen Augenblick und Ewigkeit“, Web-Site-Verlag 2005, ISBN 3-935982-41-0, 12,-€
Dieses Buch wurde empfohlen von Heike Hartmann-Heesch
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