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Das Jesus - Video
Andreas Eschbach

Zitat aus dem Klappentext:
"Eschbach gelingt es vorzüglich, den Leser stets in Spannung und im Ungewissen zu halten und man muss einfach immer weiterlesen."
Dem ist tatsächlich so. Die kurzen, prägnanten Kapitel zwingen einen förmlich, gierig mehr erfahren zu wollen. Mehr von dieser verworrenen, utopischen, fantastischen, abenteuerlichen Geschichte.
Sehr skeptisch habe ich das Buch begonnen. Dieses Buch, das eine Grätsche macht zwischen Historie und Science-Fiction. Jedoch mit dem kleinen Unterschied, das es hier und jetzt spielt.
Stephen Foxx, Jungunternehmer, Student, wohlhabend und smart, beteiligt sich an Ausgrabungen in Israel. Und ausgerechnet im Planquadrat des quirligen, ein wenig neurotischen jungen Mannes, findet sich eine schier unglaubliche Entdeckung. Foxx hat nicht nur das phänomenale Glück, auf ein 2000 Jahre altes Skelett mit Amalgam- Plomben zu stoßen, sondern nimmt die Herausforderung an, das Rätsel zu lösen. Das Rätsel, was es mit dem Skelett auf sich hat aber auch was es mit der Bedienungsanleitung auf sich hat, die dabei liegt ? Die Bedienungsanleitung für eine Videokamera. Foxx, neugierig und eigensinnig, macht sich voller Tatendrang daran, dieses Rätsel zu lüften. Der Ausgrabungsleiter seinerseits nimmt zusammen mit seinem Geldgeber, einem Medienmogul, diese seltsame Spur auf. Das Papier der Bedienungsanleitung ist faktisch 2000 Jahre alt, doch genauso klar ist auch, dass die Kamera heute noch gar nicht produziert wird. Der japanische Hersteller rechnet damit, dass das Gerät in drei Jahren auf den Markt kommt. Verwirrung, Unsicherheit, Unglaube. Zeitreise ?! Parallel wird in verschiedenen Richtungen gedacht und gehandelt. Die Agitatoren setzen alle ihre Mittel ein, um dem Rätsel sein Geheimnis zu entlocken. Die Grundüberlegung geht dahin, dass es zu dieser gefundenen Anleitung auch noch die passende Kamera geben muss, und in ihr einen Film. Diese Film müsste der Logik folgend Aufnahmen von vor 2000 Jahren enthalten. Vor 2000 Jahren in Israel, also Aufnahmen von einem Mann, der keine Religion mehr geprägt hat als irgendjemand sonst, Jesus von Nazareth. Ein Video von Jesus Christus. Foxx ist gemeinsam mit zwei Freunden vernarrt in die Idee, die Kamera mitsamt dem Film zu finden. Er will etwas Großes, Mächtiges, Weltbewegendes, Unglaubliches aufdecken und zeigen. Im Laufe der Geschichte wird aus dem Egozentriker Foxx ein Mann, der lernt, die Hilfe anderer anzunehmen und dessen Wertigkeit im Leben arg verändert wird. Viele kleine Begebenheiten lassen ihn seine Prioritäten neu setzen, doch vorerst verliert er sein Ziel, den Film zu finden, nicht aus den Augen.
Kaun, der Medienzar, wiederum setzt alles daran die Kamera zu finden, um sein marodes Unternehmen zu retten. Eine Maschinerie von Helfern steht ihm zur Seite und doch ist ihm Foxx mit seiner Intuition und seinem Einfallsreichtum immer eine Nasenlänge voraus.
Mit viel Fantasie und Geschick entführt uns der Autor in eine Zeit vor der unseren. Nebenbei erfahren wir etwas über die israelische, jüdische und die christliche Geschichte. Wir bekommen Einblicke in die Welt von Glanz und Geld der Medienwelt, ebenso wie in technische Abläufe zur Datierung und Ortung von Materialien. Wir werden mitgenommen auf Entdeckungstour rund um den Tempelberg und streifen durch schmale Gassen in Jerusalems Altstadt. Machen Bekanntschaft mit einem skurrilen, schweigsamen Juden und sind Gast in einem abgelegenen Kloster der Franziskaner Mönche.
Eschbach gelingt es bis zum Schluss den Spannungsbogen zu halten. Er leitet uns auf Irrwege und legt Lunten, die unweigerlich zum Dynamit führen.
Die Ereignisse spitzen sich noch weiter zu, als ein skrupelloser Gesandter des Papstes sich einschaltet. Denn, wer hätte mehr zu verlieren als die katholische Kirche ? Was immer auf dem Videofilm zusehen sein wird, es würde den Mythos Jesus Christus zerstören. Dieses gezeichnete, beschriebene, erfundene, angepasste Bild vom Sohn Gottes, würde plötzlich konkrete Gestalt annehmen. Mit rigorosen Mitteln und blanker Gewalt eskaliert die Suche nach "dem goldenen Kalb".
Nur soviel sei gesagt, das Videoband wird gefunden.
Eschbach versteht es, Charaktere zu zeichnen, ihnen Profil zu geben und sie mit Leben zu füllen, Szenen zu beschreiben, Situationen und Umgebungen darzustellen. Die Sonne scheint erbarmungslos auf uns herab, wir leiden mit Foxx und seinen Freunden in der Wüste genauso wie mit Kaun in seinem klimatisierten Wohnwagen, als ihm alle Fäden entgleiten.
Bei all der Utopie in dieser Geschichte bleibt die ganze Zeit die Überlegung im Hinterkopf, "ja, so könnte es sein". Fast schon verwirrend ist der Gedanke, dass das, was auf dem Film zu sehen ist, unsere Welt tatsächlich verändern könnte. Nicht mit einem Paukenschlag, aber in zarten, leisen Tönen.

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Dieses Buch wurde empfohlen von Carmen Ritter

E-Mail: carmen.ritter@htp-tel.de

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