Kissen-Welt
Ich habe keine Zeit, habe nie Zeit, liege mit dem Gesicht in die Kissen gedrückt, höre die Musik, die so intensiv ist, wenn man nichts anderes mit seinen Sinnen erkennt. Die Musik fließt durch das Zimmer und bricht sich an den Wänden, schwappt über den Schreibtisch.
Was denke ich? Nichts? Nein, da sind Gedanken, ganz tief irgendwo, doch sie verstecken sich hinter dem Oberflächlichen, lassen sich von ihm in die hintersten Winkel drängen. Ich rieche den Schlaf, der an den Kissen haftet, möchte mich zurück in absurde Träume flüchten, doch ich habe keine Zeit, habe nie Zeit, wofür auch?
Versuche noch nicht gedachte Gedanken zu denken. Höre das monotone Ticken des Funkweckers, dessen Ticken kaum hörbar in den Wellen der Musik ertrinkt. Ich sehe hinter meinen geschlossenen Lidern abstrakte Bilder und flimmernde Punkte im dunklen Schwarz meiner Suche nach den noch nicht gedachten Gedanken. Was haben sie wohl zu bedeuten? Meine Füße sind kalt und versuchen mich zum Aufstehen zu zwingen, versuchen mich zum Sockensuchen und Anziehen zu zwingen, aber ich will nicht, will lieber die Zeit, dich ich nicht habe, in meiner Kissen-Welt verbringen, denn hier, trotz der kalten Füße, bin ich sicher.
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